Stadtmuseum Pleystein

Das Stadtwappen von Pleystein

1556: Die Stadt bekommt ein neues Wappen

Das ursprüngliche Wappen Pleysteins ist der weiße Turm im roten Feld, das Stammwappen der Herren von Pleystein. Nachdem die Herrschaft in den Besitz der Landgrafen von Leuchtenberg übergegangen war, führte die Stadt das Leuch­tenberger Wappen, einen blauen Balken im weißen Schild, das Stadtwappen bis zum Jahre 1556 war.

Der Verkauf der Herrschaft Pleystein an die Kurpfalz im Jahre 1418 erfolgte aus finanziellen Schwierigkeiten der Leuchtenberger. Diese hatten sich im Laufe mehrerer Generationen von den Rückschlägen wieder erholt und betrieben seit 1531 die Rückgewinnung der Herrschaft Pleystein. Andererseits hatte die Kurpfalz nicht die Absicht, diese wieder zurückzugeben. So hatten sich in Stadt und Herr­schaft Pleystein zwei Parteien gebildet, von denen die eine für Leuchtenberg und die andere für die Kurpfalz und ihre Interessen war. Aus dem Wappenbrief von 1556 ist die damalige politische Situation deutlich zu ersehen.

Das Wappen wurde nicht auf Ersuchen von Bürgermeister und Rat, wie sonst üblich, gegeben, sondern „aus eigener Bewegnis", damit die Bürger der Stadt Pleystein „hinfürbaß mehr gegen uns und unsere Erben geflißen und bereit seien". Weiter wird der Wunsch ausgedrückt, dass die Pleysteiner das Wappen „von nun ab und alle ihre Nachkommen ewiglich haben und gebrauchen mögen". Der Gebrauch des Wappens wird schließlich allen geboten „auch denen, die uns nicht zugetan sind" unter Androhung schwerer Ungnad bei Unterlassung. Dies war eine deutliche Absage an die Landgrafen von Leuchtenberg und ihre Anhän­ger, die eine Rückführung der Herrschaft Pleystein in die Hände der Land­grafen erhofften.

Der Wappenbrief im Wortlaut: Wir Ott Heinrich von Gottes Gnaden Pfalzgraf bei Rhein, des Heiligen Römischen Reichen Erztruchseß und Kurfürst, Herzog in Ober- und Niederbayern ... bekennen und tun kund mit diesem Brief, dass wir angesehen haben die Ehrbarkeit, gutes Wesen und unterthänigste gutwilligste Dienstbarkeit, damit uns und unseren Voreltern, die Ehrsamen, unsere liebe ge­treue Bürgermeister, Rat und Gemeinde der Stadt Pleystein bisher gegenwärtig und gehorsam erzeigt, damit dann sie und ihre Nachkommen zu solchen hinfür­bar desto mehr gegen uns und unsere Erben geflißen und bereit seien, so haben wir aus wohlbedachtem Mut, gutem Rat und Wissen, aus kurfürstlicher Macht, bemeldten Bürgermeister, Rat und Gemeinde zu Pleystein und allen ihren Nach­kommen solcher Stadt ihr altes Wappen geändert und mit einem anderen Wap­pen und Kleinod von uns begnadet und begabet wie hernach stehet nämlich:

einen Schild mit schwarzer Feldung, im unteren Teil drei grüne Berglein, sprin­gend auf denselben sich ein gelber klimmender Löwe mitten im Schild mit auf­gestreckten Tatzen und aufgetanenen Klauen gegen den vorderen Eck des Schil­des auflehnend, mit einer roten Kron und ausgeschlagener roter Zunge, in Mitten des Löwen, auch überzwerch des ganzen Schildes in zwei Streifen einundzwanzig Wecklein von Lasur und Silberfarb abgeteilt erscheint, wie dann solch Wappen und Kleinod in Mitte des kurfürstlichen Briefes eigentlicher mit Farbe gemalt und ausgestrichen ist. - Verleihen, geben und bestätigen ihnen, daß aus vorgemel ter kurfürstlicher Macht, Milde und Gnad von neuerdingen und aus eigener Be­wegnis, Vollkommenheit mit, und in Kraft dieses Briefes meinen, setzen und wol­len, dass sie alle und ihre Nachkommen das vorgeschriebene Wappen fürbaß ewig­lich, haben und das in allen ehrlichen Sachen, Feldlagern, Heerzügen, Insiegeln, Petschaften führen und gebrauchen mögen, inmassen andere wappengenoße Städ­te von Recht und Gewohnheit tun und genießen, von männiglich ungehindert. Ge­bieten hierauf allen und jeglichen den unsern mit diesem Brief, ernstlich und fe­stiglich, aber die anderen uns nicht zugetan und verwandt, so um unseretwillen tun und lassen wollen gütlich bitten, dass ihr die vorgemeldte von Pleystein und ihren Nachkommen an dem oben gezeigten Wappen und dieser unserer Begna­dung, so aus eigener Bewegnis beschehen, nicht hindert noch irren gestattet, son­dern dass unbetrübet getreulich gebrauchen und genießen lasset als lieb auch der unsern sei, unsere schwere Ungnad vermeiden, und Gnaden bedenken. - Urkund dieses Briefs mit unseren anhangenden Siegel besiegelt. Datum Amberg am Mon­tag den 28. Sept. nach Christi unseres lieben Herrn Geburt Fünfzehnhundert und im sechsundfünfzigsten Jahre.'

 

Am Urkundendepot der Gemeinden 273

Aus „Geschichte der Herrschaft, der Stadt und der Pfarrei Pleystein“, Verlag Stadt Pleystein, 1980, von Siegfried Poblotzki

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